Medikamente vom Nachbarn – ist das wirklich eine gute Idee?

Ich bekomme in der Apotheke oft den Satz zu hören: „Ich habe ein Medikament vom Nachbarn geliehen bekommen, ich möchte es ihm wieder bringen, brauche ich da ein Rezept?“. Es passiert oft, dass das Medikament sogar streng rezeptpflichtig ist. Da stehen mir dann gleich die Haare zu Berge, und mein Magen verknotet sich.

Um es zu erklären, gebe ich einige Beispiele: Fangen wir mit einem harmlosen an; Sie haben Husten, und die Nachbarin leiht Ihnen ihren Hustensaft, welchen sie in der Apotheke empfohlen bekommen, und ihr beim letzten mal so super geholfen hat. Sie wissen beide nicht, dass Sie einen trockenen Reizhusten haben, während die Nachbarin einen völlig verschleimten Husten hatte. Nehmen Sie jetzt den Hustenlöser von der Nachbarin, wird es Ihren Hustenreiz weiter steigern.

Diese Geschichte ist harmlos, weil in dem Fall das Medikament nichts genützt hat, sich die Symptome verschlechtert haben, aber keine dramatischen Schäden angerichtet hat.  – Natürlich gehen wir davon aus, dass der Hustensaft nicht mehr alse 4 Wochen offen und fachgerecht gelagert wurde, sonst kann es doch gefährlicher werden.

Nehmen wir die umgekehrte Situation, Sie haben einen verschleimten Husten, und die Nachbarin hatte den trockenen. Diesmal wird der Hustenstiller Ihren verschleimten Husten auch nicht aufhalten können, aber wenn Sie z.B. auch Asthma haben, oder bestimmte Antidepressiva nehmen, dann können Sie sehr schlimme bis fatale Nebenwirkungen erleben.

Der Nachbar ist kein Fachmann, es kann auch vorkommen, dass er Medikamente verwechselt. Wir haben schon unter den zurückgebrachten, abgelaufenen Medikamenten z.B. starke Schmerzmittel gefunden, auf deren Verpackung mit der Hand bei „Übelkeit“ draufgeschrieben wurde.

Ich könnte Ihnen noch viele Beispiele von Blutdruckmitteln, Blutverdünnungsmitteln, Antibiotika, etc. erzählen.

Zusammengefasst also, bitte, Medikamente NUR nach Beratung durch Arzt oder Apotheker einnehmen. ImZweifelsfall, oder am Wochenende die diensthabende Apotheke oder den diensthabenden Arzt anrufen, und nachfragen, ob das vom Nachbarn/Kollegin/Freundin/Schwiegermutter empfohlene Produkt auch für Sie, in Ihrem speziellen Fall geeignet ist.

Ihr Dr. Deak

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